MONEYGAMES
DAS GROSSE GESCHÄFT MIT VIDEOSPIELEN
ÜBER DIESES PROJEKT
Videospiele erlebten in den letzten Jahren ein enormes finanzielles Wachstum. Was früher als Freizeitbeschäftigung einiger weniger «Computernerds» galt, ist heute zu einem kommerziellen Massenmedium geworden hinter dem milliardenschwere Unternehmen sitzen. Die Gaming-Industrie verdient heute mehr als die Film- und die Musikindustrie zusammen. Ein Grund für dieses Wachstum sind sogenannte In-Game-Käufe, welche den Spielern und Spielerinnen die Möglichkeit bieten für Echtgeld zusätzliche Gegenstände und Inhalte innerhalb des Spiels zu kaufen.
Einige Spielehersteller versuchen mit teilweise fragwürdigen Mechanismen und psychologischen Tricks den Spielenden buchstäblich das Geld aus der Tasche zu ziehen. Diese Tatsache nahm ich zum Anlass, mich in meiner Bachelorarbeit mit der Thematik der In-Game-Käufe auseinanderzusetzen. Dabei ist unter anderem diese Webseite und ein Film zum Thema entstanden. Mit dieser Projektarbeit möchte ich über die aktuellen Missstände in der Spielindustrie informieren und zur Diskussion über das Thema anregen. Mein Anliegen ist es, dazu beizutragen, dass die Benutzer und Benutzerinnen von Videospielen Manipulationen bewusst erkennen, ihr Spiel- und Kaufverhalten reflektieren und aktiv für eine positive Veränderung der Situation einstehen. Also, wenn du, deine Kinder oder sonst jemand aus deinem Umfeld gerne ab und zu mal ein Videospiel spielt, schaue dir jetzt den Film «MoneyGames» an und stöbere durch den weiteren Content dieser Seite.
Was sind Microtransactions?
Der Begriff «Microtransactions» steht im Allgemeinen für den Verkauf von virtuellen Spielgegenständen und Zusatzinhalten in Videospielen. Der Begriff setzt sich aus «Micro» für klein und «Transaction» für Geldgeschäft zusammen. Unter diesen Begriff fallen deshalb meistens Geldbeträge bis maximal 5 Franken. Grössere Beträge werden auch als Macrotransactions bezeichnet. Allgemein wird aber oft auch bei grösseren Beträgen von Microtransactions gesprochen.
Die häufigsten Arten von Microtransactions
Kosmetische Gegenstände (Skins, Charaktere etc.)
Mehr Spielzeit (Extraleben, Stärkungstränke etc.)
Lootboxen (virtuelle Beutekisten)
Vorteile gegenüber anderen Spielern (Fähigkeiten, Waffen)
Exklusiver Zugang zu besonderen Events
Verkürzung von Wartezeiten im Spiel
Verschleierung der Währung
Kostenlos angebotene Spiele werden häufig durch Werbung und In-Game-Käufe (Microtransactions) finanziert. Viele dieser Spiele fordern die Spieler und Spielerinnen durch diverse Gameplayelemente, wie Pop-up-Fenster mit Sonderangeboten, ständig dazu auf den In-Game-Shop zu besuchen um zusätzliche Gegenstände zu kaufen. Oft bieten diese In-Game-Shops dabei eine spielspezifische Währung an, mit der man weitere Spielgegenstände oder nochmals andere Spielwährungen kaufen kann. Dadurch sollen die Spieler und Spielerinnen den Bezug zum echten Geld und damit den Überblick über deren Ausgaben verlieren. Dieses Prinzip wird genau gleich in den meisten Casinos mit den Casino Chips angewendet.
Zum Beispiel bei den ganzen In-Game-Shops mit der Verschleierung der Währung. Beispielsweise, dass man etwas kaufen kann, aber man bezahlt nicht einen Franken, sondern 25 Goldmünzen. Und diese Goldmünzen kann ich mir entweder erspielen oder ich kann eine Schatztruhe mit 1000 Goldmünzen kaufen, die irgendeinen Betrag, den man sich nicht merken kann, kostet. Das ist sicher etwas, dass problematisch für Kinder und Jugendliche ist, also die ganze Verschleierung der Währung. Und so diese Undurchsichtigkeit, also was kostet eigentlich was.
Daniel Betschart
Lootboxen und gewisse Mechaniken in Handyspielen sind halt wirklich einfach Glücksspiel. Das funktioniert wie echtes Glücksspiel. Ich gebe echtes Geld rein und bekomme irgendetwas zurück. Es gibt die Chance irgendetwas wahnsinnig Tolles zu bekommen, aber diese Chance ist dann vielleicht 0.001 Prozent. Und dann gibt man einfach Geld aus und hat immer wieder diesen Thrill, dass man gleich etwas Tolles gewinnen könnte. Und das ist Glückspiel, das auch von Kindern und Jugendlichen benutzt werden kann, was offensichtlich nicht in Ordnung ist.
Martina Hotz
Bei den Herstellern arbeiten genug Leute, die genau auf das aus sind. Also so Gamification-Elemente, aber dann auch ein bisschen weitergetrieben, eben wie muss man diese Reize setzen, wo ist so ein unüberwindbares Hindernis. Was muss man triggern, damit die Leute noch mehr Geld ausgeben. Da gibt es ganz viele Leute, die genau auf das abzielen, aber eben nicht im positiven Sinn, sondern um die ganze Sache noch zu verstärken.
Oliver Lutz
Lootboxen und Pay-to-Win
Eine Lootbox beinhaltet eine zufällige Sammlung verschiedener In-Game-Gegenstände. Diese können meist direkt für Echtgeld gekauft werden. Die Spieler und Spielerinnen wissen dabei vor dem Kauf nicht was sich in dieser Box befindet. Ähnlich wie bei «Einarmigen Banditen» in Casinos werden Lootboxen so gestaltet, dass sie den Käufern und Käuferinnen beim Öffnen ein maximales Gefühl der Vorfreude suggerieren.
Aufgrund der psychologischen Manipulationen, dem Glücksspiel-Charakter und der Tatsache, dass die Spiele auch von Kindern gespielt werden, wurden Lootboxen in einigen Ländern wie Belgien, China und den Niederlanden als illegales Glücksspiel eingestuft und verboten.
Wenn man in einem Spiel Echtgeld ausgibt, um dadurch einen spielerischen Vorteil gegenüber anderen Spielern zu erlangen, spricht man von «Pay-to-Win», was soviel heisst wie «bezahlen um zu gewinnen». Das Fussballspiel FIFA beinhaltet dieses System beispielsweise bereits seit mehreren Jahren im Spielmodus «FIFA Ultimate Team». Dort können sich Spieler und Spielerinnen «FIFA Packs» kaufen, was wiederum Lootboxen sind, mit denen sie schneller bessere Spieler bekommen, als Personen die kein Geld ausgeben.
Tipps für Eltern
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Disskusion mit den Kindern und Jugendlichen
Sprechen sie mit ihren Kindern über deren Faszination an Videospielen. Was gefällt ihnen am Spiel? Welches Ziel muss im Spiel erreicht werden? Was muss man dafür tun? Kinder und Jugendliche können die Risiken von kritischen Spielinhalten oft noch nicht genau abschätzen, weshalb es wichtig ist, dass sie als Eltern verstehen, was ihr Kind an Konsole, PC oder Handy genau macht. Durch das gezeigte Interesse an der Freizeitbeschäftigung ihrer Kinder können bereits viele Probleme gelöst werden. Trauen sie sich, wenn möglich, auch mal eine Runde mit ihrem Kind mitzuspielen.
Warnhinweise der Spiele beachten
Beachten sie die Warnhinweise auf physischen Spielen und in Online-Spieleshops. Altersbeschränkungen und die Möglichkeit In-Game-Käufe zu tätigen werden meist beim Kauf oder Download angegeben. Sprechen sie mit ihren Kindern über die Bedeutung dieser Symbole und erklären sie ihnen weshalb diese Spiele eventuell nicht für sie geeignet sind.
Beschränkungen der Spielzeit
Ein meist sehr heikles Thema sind die Spielzeiten. Oft wollen die Kinder nicht zu abgemachten Zeiten mit dem Gamen aufhören. Hierbei kann es helfen das Ende der Spielzeit im Vorhinein anzukündigen. Vorallem bei Online-Spielen kann es passieren, dass man den Spielstand verliert, wenn man mitten im Level das Spiel beenden muss. Lassen sie ihr Kind deshalb, wenn es in einem angemessenem Zeitrahmen möglich ist, das Level oder die Spielrunde beenden. Kündigen sie das Ende frühzeitig an damit sich das Kind darauf einstellen kann.
Taschengeld für Videospiele und In-Game-Gegenstände
Ein weiterer Konfliktpunkt kann das Ausgeben von Echtgeld für Spiele oder In-Game-Gegenstände sein. Auch hier ist es wichtig mit den Kindern darüber zu sprechen, was ihnen dieses Hobby wert ist. Klären sie mit dem Kind, ob und und wieviel Taschengeld es für Videospiele ausgeben will und darf. Erhöhen sie das Taschengeld nicht, wenn das Kind das ganze Geld für die Videospiele ausgegeben hat und noch mehr verlangt. Wenn ihr Kind etwas in einem Videospiel kaufen möchte geben sie auf keinen Fall ihre Kreditkarte an. Benutzten sie stattdessen Prepaid-Karten wie zum Beispiel Paysafe, auf die ihr Kind das Taschengeld laden kann.
Hilfe holen
In bestimmten Situationen oder wenn sie nicht mehr weiter wissen, kann es nötig sein sich Hilfe zu holen. In der Schweiz gibt es diverse Anlaufstellen für solche Anliegen:
www.projuventute.ch
www.gameinfo.info
www.lets-talk-gaming.com
www.profamilia.ch
Kantonale Anlaufsstellen:
www.sf-mvb.ch
Was kann ich als Spieler/-in tun?
Dass es immer mehr Spiele mit In-Game-Käufen und fragwürdigen Pay-to-Win Mechaniken gibt, liegt vor allem daran, dass sie für die Spieleentwickler einfach funktionieren. Mit einer bewusst getätigten Kaufentscheidung von Spielen und Spielinhalten lässt sich dem jedoch entgegenwirken. Überlegen sie deshalb vor dem Kauf des nächsten Juwelenhaufen in Clash-of-Clans oder dem FIFA-Pack mit dem vermeintlich besten Fussballspieler der Welt, ob sie solche Monetarisierungsmodelle wirklich unterstützen möchten. Die Welt der Games ist so vielfältig wie nie zu vor und bietet diverse tolle Spiele an, die auch ohne fiese Tricks auskommen. Überzeugen sie ihre Freunde davon, gemeinsam Neues auszuprobieren und vielleicht findet sich so ja ihr nächstes Lieblingsspiel.
Dieses Projekt ist im Rahmen der Bachelorarbeit von Jonas Ricklin an der Fachhochschule Graubünden entstanden.